Wieder einmal Tweed in Violett – der „Westbourne“ Pullover
Bevor die Temperaturen weiter steigen und Wollprojekte für die nächsten Monate an Aktualität verlieren, möchte ich ein weiteres Strickprojekt vorstellen. Keine Sorge, meine lieben nähbegeisterten Leserinnen, ich habe auch noch einige Nähprojekte, die der Veröffentlichung harren! Aber die warmen Kleidungsstücke sind im Winter viel angenehmer zu fotografieren…
Keine neuen Garne und Stoffe in der Karenz!
War auf jeden Fall mein Vorsatz. Zum Einen, da ich im Vorhinein kaum wissen konnte, ob und wann ich wieder zum Nähen und Stricken kommen würde, und zum Anderen hatte ich endlich einen vernünftigen Grund für die Einschränkung. Gesteigerte Ausgaben bei verringertem Einkommen – wie schön, wenn man da aus Vorräten schöpfen kann und so regelmäßig neue schöne Kleidung quasi „kostenlos“ bekommt!
Nun liegen bereits zwei Drittel meiner Karenzzeit (ich weigere mich, es als Karenz“urlaub“ zu bezeichnen! Der härteste Job, den ich je gemacht habe…) hinter mir und der Plan ist… – eigentlich überhaupt nicht aufgegangen, aber ich bin dennoch sehr zufrieden mit mir.
Denn:
- Ich habe etliche neue Sachen gestrickt und dementsprechend alte Wolle verbraucht. Bis auf zwei Reinfälle, die ich für den Buben in Größe 74 gestrickt habe und die etwa zwei Mal getragen wurden, trage ich die Sachen auch gerne und viel.
- Ich nähe! Regelmäßig! Fast jeden Abend 20 bis 40 Minuten. Das ist nicht viel für ein dermaßen zeitfressendes Hobby, aber es kommt einiges an Zeit zusammen. Im Durchschnitt brauche ich etwa sechs Wochen für ein fertiges Projekt. Ich nehme mir allerdings nichts Komplexes vor und bleibe bei Blusen, Röcken und Kleidern. (Vielleicht nähe ich mir endlich einen Mantel, sobald ich ein Schulkind daheim habe… ) Somit sollten meine Vorräte eigentlich schrumpfen….
Aber – zu großen Teilen ist mein Plan auch nicht aufgegangen.
- Ich bin so geizig! Das ist ja schon peinlich! Ich kaufe Wolle für einen Pullover für mich (ich bin doch so schlank und klein!) und dann reicht sie höchstens für meinen Sohn (für den ich, wie schon mal erwähnt, nicht stricke, denn zB. Banane lässt sich aus Wolle gar nicht rauswaschen!). Zum Glück sind die meisten Garnqualitäten aus meinen Vorräten noch erhältlich, somit kann ich das Problem umgehen. Den Höhepunkt stellt ein Cardigan dar, den ich in diesem Blog noch vorstellen werde. Für den hatte ich vier Knäuel aus meinem Vorrat zum Start und musste sieben (!) Knäuel nachkaufen… Das heißt, ich kaufe sehr wohl neue Wolle, und wie!
- Auch wenn ich einen festen Vorsatz gefasst habe, keine Stoffe mehr zu kaufen, auf Reisen und vor Hochzeiten kann ich einfach nicht widerstehen. Beides war im ersten Babyjahr eigentlich auch nicht geplant… Zum Glück kann ich weder auf den Chef meines Mannes noch auf die Freunde meiner Freundinnen einen Einfluss nehmen. Wir wurden als Familie auf eine lange Dienstreise geschickt und zwei Freundinnen verlobten sich. Ist doch schön. Die Bilanz: 6 neue Seidenstoffe. Zumindest nehmen sie wenig Platz ein….
Nur drei Knäuel nachgekauft
Der „Westbourne“ Pullover von Isabell Kraemer ist natürlich auch so ein Nachkauf-Projekt, trotz der 3/4 Ärmel. Gestartet mit vier Knäuel der Rowan Felted Tweed Wolle und drei Knäuel habe ich nachgekauft.
Das ist ganz offiziell mein erster Pullover, der so lang geworden bin, wie ich es mir wünsche. Sonst hatte ich nie die Ausdauer dazu. Während ich diesen Pullover beendet habe, musste ich viel Willenskraft aufbringen und das Bild in meinem Kopf von einem knie- oder gar wadenlangen Teil immer wieder ausblenden. Geholfen hat mir dabei natürlich, dass ich die extra nachgekaufte Wolle nicht unangetastet lassen wollte. Sieh da – die Länge ist perfekt!
Die Anleitung
Einzelanleitungen sind im Vergleich zu Strick-Zeitschriften, die es mittlerweile wie Sand am Meer gibt, nicht ganz günstig. Zumal ein Pullover-Modell in aller Regel nur einmal gestrickt wird, während Schnittmuster von den meisten Näherinnen (und von mir ganz besonders!) gerne reproduziert werden. Vielleicht ticke ich da als Näherin sowieso anders, aber diese Anleitung ist nicht nur ihr Geld wert, sie hat für mich auch das Zeug für eine Massenproduktion im Rahmen meines Kleiderschranks.
Die Anleitung ist sehr verständlich und einfach zu befolgen, selbst für mich als Gelegenheits-Strickerin. Trotz der kleinen Nadelstärke (3,5) geht es sehr flott voran, insbesondere nach den Armausschnitten, wenn es einfach in Runden glatt rechts weitergeht.
In der Anleitung werden zwei Varianten des Pullis vorgestellt. Die „Tag“-Version hat dunkle Streifen auf hellem Untergrund und lange Ärmel, die ebenfalls gestreift sind. Die „Nacht“-Version hat helle Streifen auf dunklem Untergrund und einfärbige 3/4 Ärmel. Wie man sieht, habe ich mich ziemlich genau an die Nacht-Version gehalten. Ich habe nur die Ärmel um 3 cm verlängert und zwei Streifen auf linkem Ärmel eingefügt.
Westbourne Pullover: die Varianten
Der Pullover ist leicht tailliert – auch da habe ich mich exakt an die Anleitung gehalten. Vor allem, da ich ein längeres Modell wollte. Ich kann mir aber auch vorstellen, eine cropped-Version des Pullovers zu machen: Für die kurze Version würde ich eine oder zwei Größen raufgehen und statt den Abnahmen für die Taillierung Zunahme-Runden einfügen.
Für mein nächstes Projekt mit dieser Anleitung plane ich einen langen (länger als dieses Modell, falls die Wolle reicht) weißen Pullover eine Größe größer, also S statt XS. Denn der violette Pullover hat eine beinahe zu gute Passform in Anbetracht des aktuellen Oversize-Trends.
Das gesamte Outfit
Mantel: Mango
Pullover: Isabell Kraemer „Westbourne“, die Nachtversion, gestrickt mit Rowans „Felted Tweed“ Garn in Farben Amethyst und Gelb, das wohl vom Markt genommen wurde.
Jeans: Patrizia Pepe
Schuhe: Pier One
Alles Liebe euch und bis zum nächsten Mal mit einem Nähprojekt!
3 Kommentare
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kuestensocke
Ganz wunderbar ist Dein Pulli. Die Farbe ist klasse und die STruktur der Wolle so wunderschön. ich musste schmunzeln beim lesen über Dein Stoffkaufverhalten… immer zu wenig, die meisten werden es wohl anders herum halten und mehr kaufen und plagen sich dann mit kleine Resten rum…. LG Kuestensocke
blaue Seide
Danke schön 😊 Ach, andersherum kenne ich ein bisschen auch, ich habe früher immer wieder Stoffe von unbekannter Qualität um 3-4 Euro beziehen können… Da war ich einmal ganz rigoros und habe alle Reste unter 70cm einfach weggeworfen… Wir haben nun einmal eine „nur“ 80 qm Wohnung zu dritt. Es ist wohl einfach so, man quält sich entweder beim Zuschneiden oder dann zeitverzögert beim Wegwerfen ))