Kartoffelsack- ähm, Cocoon Kleid Burda 05/2019 #110
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Im August waren wir auf einer Hochzeit eingeladen, und ich verwendete die Sommermonate dafür, meinen Kleiderschrank mit schönen Alternativen auszustatten. Ziehe ich ein Kleid aus blauer Seide oder… doch lieber ein Kleid aus blauer Seide an?
Zugegeben, das ist ein netter Aufhänger, aber die beiden Kleider sind so unterschiedlich geworden wie Tag und Nacht. Anschmiegsam und fein das eine, schwer und weit das andere. Zartes babyboy blau und festliches Türkis. Hunde und äh… Buchstaben. Und Rosen. Okay, meine Liebe zu Prints eint die beiden Kleider doch.
Rosen für die Hochzeit
Als ich beide Kleider fix und fertig und gebügelt hatte, ist mir die Entscheidung dann doch sehr leicht gefallen. Auch wenn ich sehr überrascht von mir war, dass ich zu einem Großevent freiwillig ein Sackkleid anziehe. Was ist, wenn alle denken, ich habe seit der Geburt von meinem Sohn keinen Gramm abgenommen?! Oder gar, dass ein neues Baby unterwegs ist?… Wo ist der Champagner, ich brauche sofort ein Glas zum Festhalten!
Fakt ist, mit dem Ende der Zehner-Jahre haben sich nun wirklich alle mit dem Oversize, Maxi, Ballon & Co. Trend versöhnt. Und eine gut konstruierte Sack-Silhouette sieht einfach verdammt lässig aus!
Das Schnittmuster
Das Modell ist aus der sehr kleidlastigen Burda 05/2019, aus der ich bereits dieses Viskosekleid genäht habe. Eine sehr gelungene Ausgabe, und dieses Kleid fristet ein bisschen ein Schattendasein unter allen anderen Modellen. Ich habe es noch bei niemandem nachgenäht gesehen; und wenn man diese Burda-Ausgabe googelt, kommt man sofort auf alle anderen Kleider, nur das #110 Modell wird nicht angezeigt.
Für mich ist es eindeutig das trendigste und spannendste Kleid der Mai-Ausgabe und es ist mir als solches sofort ins Auge gesprungen. Und wohl auch, weil ich einen Seidenstoff in meiner Truhe hatte, der eine große Ähnlichkeit mit dem türkisen Seidenstretch hat, den Burda verwendet.
Bei so einer spannenden Silhouette würden auch schlichte Miniärmel gut passen. Aber die Designer waren nicht zu faul, die Ärmel mit jeweils zwei großen Abnähern zu formen und sie nach unten wie das gesamte Kleid schmäler werden zu lassen. Wunderschön!
Ein Futter ist bei diesem Modell nicht vorgesehen, deshalb habe ich das Kleid bis auf die Ärmel „unterfüttert“, wie hier beschrieben. Für das Vorderteil und die beiden Rückenteile habe ich die gleiche feine hellblaue Seide verwendet wie bei dem oben verlinkten Rock. Für die breite Saumblende habe ich den dickeren Hauptstoff verwendet, deshalb fällt sie noch griffiger und schwerer als der Rest des Kleides.
Abgesehen von diesem einen zusätzlichen Schritt war das Kleid ziemlich einfach und schnell genäht. Der Halsausschnitt hat ebenfalls eine ziemlich raffinierte Lösung und wird quasi zwei Mal eingefasst. Hier würde ich es empfehlen, langsamer und akkurater zu arbeiten, als ich es gemacht habe – zum Glück bin ich keine Perfektionistin! Hochwertige Seide verzeiht sehr viel – Polyester hätte ich wohl trennen müssen.
Die schönen Ärmel, die schrägen Falten im Vorderteil, der doppelt eingefasste Ausschnitt – all das macht das Schnittmuster so speziell, dass ich mir gerne noch eine Bluse daraus nähen würde. Einfach das Schnittmuster auf Hüfthöhe kürzen, die Saumblende mit dem Gehschlitz fällt weg. Der stahlgraue Stoff liegt auch schon bereit – natürlich Seide.
Meine Anpassungen
Als Näherin schätze ich die aktuelle Mode mit vieeel Mehrweite nicht nur wegen dem optischen Effekt. Yay, endlich keine Anpassungen notwendig! Kein Probemodell! (Nicht, dass ich eins nähen würde, auch wenn es notwendig wäre…)
Es wäre aber auch viel zu langweilig, das Schnittmuster einfach so zu lassen, wie es war – und ich glaube, das kann ich mittlerweile gar nicht mehr. Auf dem Foto in der Zeitschrift umspielt das Kleid die Knie des Modells. Ich schätze, ein durchschnittliches Modell ist ca. 12-15 cm größer als ich, also musste diese Länge weg, damit das Kleid an mir genau so aussah.
Ich habe mir insgesamt „nur“ 12 cm vorgenommen und diese gleichmäßig verteilt: ca. 1/3 kam weg zwischen dem Armausschnitt und Taille, ca. 2/3 kurz vor der Saumblende. Die Saumblende habe ich ebenfalls um 1,5 cm gekürzt, damit die Gesamtproportion gleich bleibt.
Das Kleid ist ein wenig kürzer geworden, als beim Model auf dem Foto und endet nun auf jeden Fall über dem Knie. Mag ich so.
Und auf der Hochzeit…
…war es wunderschön. Natürlich hat mich niemand gefragt, ob ich ein Baby erwarte, nur weil ich kein eng anliegendes Kleid anhatte – warum hatte ich eigentlich mein ganzes Leben lang so Angst davor? Ich habe sogar ein ähnliches Kleid gesichtet – zwei Falten am Halsausschnitt, üppiger Stoff um die Taille und zartrosa.
Nur eine Verwandte hat mir am Vorabend der Hochzeit vorgeschlagen, ich könne doch noch schnell einen Gürtel zum Kleid nähen. Kein Stoff mehr da, alles aufgebraucht, habe ich gesagt.
Das stimmt auch, ich hatte ein Reststück Seide mit ca. 1,4 Meter und es ist restlos alles weg. Dabei habe ich die untere Blende zwei Mal ausgeschnitten, somit verbraucht das Kleid zumindest in der kleinsten Größe nicht viel Stoff.
Ich könnte mir noch ein Herbstmodell aus feinem Woll-Polyestergemisch in gedeckten Farben vorstellen… Vielleicht fällt mir bei der Stoffmesse was Schönes in die Finger. Ich bin absolut verliebt in das Kleid!
Das Gesamtoutfit
Kleid: Burda 05/2019 #110; bedruckte Seide: Komolka
Schuhe: Evita
Acryl-Haarstab: Etsy
Ohrringe: Accessorize
Liebe Grüße und bis bald! (Vielleicht mit noch einem Sommerkleid, ja ich weiß, wir haben bereits Oktober…)
Juli
Verlinkt bei: Memademittwoch am 2. Oktober
Nachtrag ein paar Tage später
Das möchte ich euch auch nicht vorenthalten: Auf der Burda-Seite, wo ich das Kleid ebenfalls verlinkt habe, kam von einer Userin der Hinweis, dass es das Schnittmuster bereits als Einzelschnittmuster gab. Und zwar bereits in der Frühling/Sommerkollektion 2014! Hihi, und ich war so stolz darauf, dass ich endlich die Muße habe, Kleider aus den ganz aktuellen Ausgaben zu nähen, die demnach der absolute letzte Schrei sein müssten!
Aber ganz ehrlich, 2014 war ich noch nicht reif für den Schnitt… Weder handwerklich, noch von meinem Stil her.
2014 habe ich erst angefangen zu nähen und nähte mir in 3 Monaten einen Halbtellerrock. Ohne Futter. In drei Monaten. Drei. Ohne Futter )) Den habe ich und trage ich immer noch; aber das – ist eine andere Geschichte…
Alles Liebe euch nochmal und bis bald!
Juli
12 Kommentare
sabinemichaela
Also ein Sack ist da mal gar nichts, der Schnitt steht dir ausgezeichnet. Und der Schnitt passt auch super zum Schnitt, bringt den Bordürenprint wunderbar zur Geltung und zerschnipselt den nicht unnötig.
LG Sabine
Juli
Danke schön! )) Ja, das Schnittmuster ist prädestiniert für tolle Bordürenprints, ich werde sogar noch im Blogpost extra ergänzen! Danke für den Hinweis ))
Liebe Grüße
Juli
Sarah
Also wirklich, sehr elegant und Hochzeitstauglich! Ich liebe mich in einem eng sitzenden Kleid anzuschauen, aber im „Sack“ fühle ich mich auch tausendmal wohler… Ich habe mir die Ausgabe direkt nochmal angeschaut, aber Kleid 102 steht wohl zuerst auf meiner Liste 😉 Daumen hoch auch für deine Stoffwahl! Ich hab ja noch nie was aus Seide genäht, es fühlt aich ber schon beim Anschauen toll an! LG Sarah
Juli
Danke schön! #102 ist toll, ich wünschte, ich würde mich trauen, es zu nähen. Die Prinzessnähte machen mir immer so Angst, weil ich eine sehr hoch angesetzte Brust habe, die müsste ich irgendwie verschieben, und gleichzeitig den Armausschnitt um einiges verkleinern, damit man den BH nicht sieht… Hach, ich werde das Modell einfach anschmachten und hoffen, dass ich einmal zum Profi in Sachen Schnittmuster anpassen werde 😉
Und Seide war eine tolle Wahl für die Hochzeit, ich kann es nur empfehlen ))Am Anfang hatte es 28 Grad, spät am Abend um die 19, mir war nie kalt oder heiß.
Liebe Grüße
Juli
Heike
Sehr hübsch ist dein Kleid geworden. Seide möchte ich auch mal wieder verarbeiten, das letzte mal ist schon Jahre her.
LG, Heike
Juli
Mach das )) Um ehrlich zu sein, ich finde Seide einfacher zu verarbeiten als viele andere Stoffe: meine Hassliebe Viskose (hassen beim Nähen, lieben beim Tragen), Polyesterchiffon, dünnen Jersey… Die versuche ich in der letzten Zeit doch tatsächlich zu meiden.
Liebe Grüße
Juli
Twill & Heftstich
Das ist mit Abstand der eleganteste Kartoffelsack, den ich seit langen gesehen habe. Wirklich schön! Der Schnitt ist tatsächlich komplexer als es auf den ersten Moment scheint. Danke fürs Zeigen!
Juli
Jaaa, das war für mich ein Aha-Erlebnis beim Nähen! Absolut empfehlenswert!
Liebe Grüße
Juli
Sandra
Eigentlich wollte ich ja in meinem ersten Kommentar noch mehr schreiben, aber auf einmal kam nur noch die Meldung „Committing comment“. War das ein dezenter Hinweis, mich kurz zu fassen ;)? Nun gut, aber das ‚Liebe Grüße‘ muss trotzdem noch hinterher. LG 🙂 Sandra
Juli
Dir auch liebe Grüße ))
Juli
Sandra
Ich bin überhaupt kein Kleiderfan bzw. keine Kleiderträgerin, aber dieses Kleid hat es tatsächlich auf meine ‚Behalt ich mal im Auge‘ Liste geschaft. Deshalb: Nix Kartoffelsack, das ist Haute Couture :). Und mit diesem traumhaften Stoff sowieso.
Juli
Ach, ist schön! Das Schnittmuster ist es auf jeden Fall wert, im Auge behalten zu werden 😉 Haute Couture, hach )) Danke für das schöne Kompliment.