Kurzer kleiner Rock aus Harris Tweed Wolle

Meine Lieben!

Lang ist es her. 2020 war… you know. Ich könnte viel darüber schreiben, was schlimm war, und was recht okay, und was wir alle daraus gelernt haben, und wie bedrückend es ist, nicht zu wissen, was die Zukunft bringt. Jeder von uns könnte das.

Deshalb krame ich lieber ein paar alte Fotos aus – und das mache ich, obwohl ich auch schon viele neue gemacht habe, also KÖNNTE es hier wieder mehr Leben geben – und zeige sie hier auf meinem Blog, einfach so.

Ein Stoff aus besseren Zeiten

Das kleine Stück Harris-Tweed Wolle habe ich im Juni 2017 in Edinburgh gekauft. Es war mir irgendwie klar, dass ich den Stoff nicht sofort verarbeiten würde – meinen kleinen Sohn hatte ich noch nicht im Bauch, aber bereits im Herzen, und ich hatte ganz andere Pläne und Dinge im Kopf in diesem Sommer. Klar war mir auch, dass ich nicht so bald wieder in Schottland sein würde, also musste ich auf jeden Fall was für mein wichtigstes Hobby kaufen. (Und wenn ich etwas kaufe, einfach um etwas zu kaufen, dann ist es meistens blau.)

Der weltberühmte Harris-Tweed ist aber alles andere als günstig, auch wenn man ihn in den schottischen Highlands kauft! Ich mache auch nur einen kurzen Rock, dachte ich und sagte dann: 70 cm, bitte!

Der Verkäufer misst ab, schneidet beherzt rein – und – OMG! Ich sehe zum ersten Mal, dass der Stoff, der bis dahin schön aufgewickelt war auf dem Ballen, nur einen Meter breit ist. Zu Hause nachgemessen eigentlich nur 90 cm (= ein Yard, hm, logisch). Aber die Schere ist bereits im Stoff und schneidet munter weiter. Ich erinnere mich daran, dass auch dieses kleine Stück ein Vermögen kostet und sage nichts. Wird schon irgendwas werden. 70 x 90 cm.

Schnittmuster: Burda 9/2019 #102

2019 habe ich den kleinen Stoffstreifen wieder ausgekramt. In der September-Ausgabe der Burda war ein simpler Rock mit einer vielversprechenden Angabe zum Stoffverbrauch zu finden: 0,70 cm für die Größe 36! Natürlich für einen Stoff mit der klassischen Breite von 140 cm angegeben. Aber ich habe ja auch streng genommen eine 34…

Das Schnittmuster habe ich um eine Größe verkleinert, die Belege für den Bund aus einem anderen Wollstoff zugeschnitten. Leider weiß ich überhaupt nicht mehr, ob ich den Rock auch gekürzt habe. Vermutlich nicht, denn Länge hatte ich ja genug da. Ansonsten war das Schnittmuster eine Punktlandung: Meine Hüfte ist an der breitesten Stelle ca. 87 cm, ich hatte 91 cm Stoffbreite. Das bedeutet, 4 cm für die Nahtzugaben?… Zum Glück ist bei diesem Tweed die Musterrichtung egal, ich habe die vier Schnittmusterteile versetzt aufgelegt.

Gefüttert ist der Rock mit einem kleinen Stück blauer Seide, die ich ich um 5 Euro/Meter gekauft habe, da sie einige kleine gelbe Flecken aufzuweisen hatte. Bei einem Futter ist es ja nicht so wichtig, abgesehen davon habe ich es immer geschafft, um die Flecken herum zu schneiden.

You appear to have forgotten your skirt, Bridget

Nein, so kurz ist der Rock gar nicht! Auch wenn er sich so anfühlt – in den letzten Jahren ist es eine eher unübliche Länge für mich.

Dennoch habe ich ihn verhältnismäßig oft getragen. Der letzte Winter und dieser Winter waren/sind für mich beide… speziell. Im den Wintermonaten 2019/2020 war ich selbst ständig krank, in diesem Jahr sind es sehr viele andere Menschen, weshalb nichts ist, wie es früher war. Ich komme nicht mehr so oft raus, wie früher. Unter diesen Umständen habe ich den Tweedrock zumindest einmal im Monat, also eigentlich oft getragen.

Ganz anders, als den Rock aus dem letzten Blogbeitrag! Kein einziges Mal seitdem ich über ihn geschrieben habe, ups. Jetzt, wo ich die Fotos nach mehr als einem Jahr wieder gesehen habe, finde ich ihn immer noch schrecklich. Kommt weg.

Ich fühle mich wohl in diesem Rock, gerade weil er so kurz ist. Schmale längere Röcke sind ja schnell unbequem, das bin ich nicht mehr gewohnt. In dem kurzen Rock kann ich mich frei bewegen und auch größere Schritte und kleine Sprünge machen, dem Kleinkind nachlaufen, mich schnell bücken oder hinhocken, ein Blatt Papier im Büro aufheben oder einen Joghurt aus dem untersten Kühlschrankfach holen – und das alles SCHNELL!

Könnt ihr euch noch an dieses Outfit erinnern? Hmm, ob ich nach den vielen Home Office Stunden irgendwann wieder einen super schmalen Rock ins Büro tragen werde? Im Moment fühle ich mich schon wie eine Heldin des Alltags, wenn ich meine Jogging-Hose gegen eine alte Jeans tausche (und reinpasse)…

Würde ich dieses Schnittmuster ein weiteres Mal nähen? Vermutlich nicht. Ich mag den Rock und er passt zu mir. Er ist warm und erinnert mich an unseren letzten großen Urlaub zu zweit. Und an Schottland. Aber das Schnittmuster trifft (anders als viele andere Burdastyle Schnitte) nicht wirklich den Nerv der Zeit. Hätte ich 2009 bereits nähen können, hätte ich mir vermutlich sieben solcher Röcke gemacht. Für 2021/2022 erwarte ich etwas anderes.

Seid ihr übrigens genau so wie ich auf die „post-pandemic“ Mode gespannt? Ich habe nicht einmal Vermutungen, in welche radikale Richtung es sich entwickeln könnte, aber ich glaube, es könnte mir gefallen…

Das Gesamtoutfit

Rock: Schnittmuster Burda 9/2019 #102B, Harris Tweed Wolle

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Blazer: H&M