Rosenrot in schneeweiß – Das Kleid Nr. 726 von GRASSER Patterns

Was Neues ausprobieren

Ich bin ja ein großer Burda Style Fan, aber mein Vorsatz für 2020 war, auch mal andere Schnittmusterfirmen auszuprobieren. Und zwar auch für mich, nicht nur für mein Kind, denn bei Kinderkleidung bin ich grundsätzlich experimentierfreudiger. Bei Schnittmustern für mich habe ich ganz andere Ansprüche bezüglich Passform.

Aus diesem Grund nähe ich auch so viel und so gern mit Schnittmustern von Burda, denn die passen einfach. Die Änderungen, die ich vornehmen müsste (was ich aber nicht immer tue) sind immer gleich, minimal und leicht durchzuführen – Brustabnäher ein paar cm rauf, eventuell 1-2 cm weniger Oberweite, Taille 1,5 cm rauf und eventuell den Saum kürzen. Probemodelle? Niemals!

So verwöhnt bin ich mit den passenden Schnitten, dass ich letztes Jahr mehrere Wunschprojekte nach einiger Recherche dann doch verworfen habe, zum Beispiel das Night and Day Dress. Schade! Wenn ich bei verschiedenen Berichten immer wieder lese, dass es Schwierigkeiten beim Anpassen gab, dann lasse ich es meistens sein.

Deshalb habe ich schon länger mit russischen Schnittmusterfirmen liebäugelt – dadurch, dass sie die Schnittmuster auch in verschiedenen Längengrößen anbieten, sind viele gängige Passform-Problemchen von vornherein aus dem Weg geräumt. Kauft man beim russischen Schnittmusterhersteller Grasser ein Schnittmuster für ein Kleid in Größe 40 (Achtung! Das sind russische Größen! Ich habe in Europa Größe 32-34 und in Russland 40, hihi), so kann man weiters aussuchen, ob der Schnitt für die Größe von 152-158 cm, 158-164, 164-170, 170-176 oder sogar für 176-182 konstruiert sein soll! Das ist doch einfach genial!

Russische Schnittmuster sind très chic!

Von den „größeren“ russischen Schnittmuster-Herstellern kenne ich drei:

• Grasser Patterns
• Viki Sews
• La Forme Patterns

Einzig von La Forme habe ich noch kein Schnittmuster ausprobiert, aber das möchte ich 2021 ändern. Grundsätzlich möchte ich zu den Schnittmustern dieser drei Firmen folgendes sagen:

Die Unternehmen sind mutig und trendy und reagieren schnell. Letztes Jahr, als die mega-riesen Ärmel so richtig angekommen waren, nicht nur auf den Laufstegen, sondern auch in den Mass Market Modegeschäften, waren Burda Style und Ottobre nur zögerlich dabei. Grasser und La Forme waren von Anfang mittendrin und haben bei ihren Modellen nicht mit Stoff und Drapierungen gegeizt. Aus der Grasser-Kollektion des letzten Sommers könnte ich jedes einzelne Kleid nähen! Allen voran die Modelle Grasser758 und Grasser 756.

Die Schnittmuster sind günstig, besonders im Vergleich zu einigen europäischen, amerikanischen und australischen Herstellern, wo man für einen Einzelschnitt bis zu 20 Euro bezahlt. Ein Schnitt kostet im Durchschnitt 5 Dollar, Basicteile und Kinderschnittmuster oft noch günstiger. Die Abrechnung funktioniert sehr einfach über Paypal.

Zum Einstieg gibt es von Grasser und Viki Sews auch kostenlose Schnittmuster. Ich habe einige ausprobiert und auch sie sind einwandfrei sorgfältig hergestellt und der Nähvorgang gut erklärt und bebildert.

Grasser Patterns hat die Anleitungen auch ins Englische übersetzt. Viki Sews meines Wissens noch nicht, aber die Anleitungen sind gut bebildert und gerade bei einfachen Modellen braucht man die Anleitung sowieso weniger.

Etwas aufpassen muss man bei der Wahl der Größe – man kauft keinen Mehrgrößenschnitt, sondern nur eine Größe, also am besten vorher gut abmessen und überlegen. Die russische Größentabelle ist anders, als die europäische, daher immer die Abmessungen in der Tabelle vergleichen! Kleidungsstücke aus Jersey, wie Pullover, Hoodies, T-Shirts sind tendenziell eng anliegend geschnitten, also ich würde mit meiner Erfahrung eher eine Größe größer nehmen. Bei einem Kleid wie diesem ist die schmale Passform gewünscht, also bin ich streng nach meinen Abmessungen vorgegangen. Na ja, nicht ganz…

Nun zum Kleid Nr. 726

Ich finde die Nummern ja ganz charmant, findet ihr nicht auch? Kleiner Tipp: unter Hashtag #grasser726 (oder die Nummer des jeweiligen anderen Modells) findet man ganz viel auf Instagram…

Das Kleid gibt es, wie erwähnt, in verschiedenen Längengrößen, ich habe gezögert, ob ich 152-158 oder 158-164 nehmen soll. Ich bin 159 cm groß.

Ich habe mich in diesem konkreten Fall für die Längengröße 152-158 entschieden. Meine Brust ist hoch angesetzt, weshalb ich die Brustabnäher praktisch immer nach oben verschieben muss. Meine Taille sitzt da, wo sie soll, aber ich finde es nicht tragisch, wenn sie durch ein Kleidungsstück 1,2 cm höher definiert wird. Etwas weniger Gesamtlänge war für mich auch okay, wenn ich dafür die Brustabnäher an Ort und Stelle lassen konnte.

Es hat sich als eine richtige Entscheidung herausgestellt, ich habe absolut nicht verändert und das Kleid passt perfekt. Hätte ich hingegen eine Hose gekauft, hätte ich mich ziemlich sicher für die Längengröße 158-164 entschieden.

Leider sieht man auf den verschneiten Fotos die tollen Keulenärmel eher weniger – sie machen das Kleid erst richtig aus! Nicht, dass sie im echten Leben sofort ins Auge springen würden… Und das ist das Besondere an diesem Modell. Es wirkt auf den ersten Blick sehr schlicht, aber durch die einzigartige Schnittführung ist es sehr aktuell, ich würde wirklich sagen, in den Zwanzigern angekommen!

Jersey und die frühen Zwanziger-Jahre, das wird noch eine große, feste Liebe… Den Grund kennen wir alle.

Da ist es, oder? Das Grasser-Kleid in der Jil Sander 2020 Kollektion. Nein, ich frage nicht nach der Henne und dem Ei. Aber ich denke, auch in den kommenden Jahren können wir alle so ein Kleid gebrauchen. Weinrot ist schön, aber vielleicht brauche ich auch eins in Ecru?

Das Kleid sieht einen Rollkragen vor und sieht damit noch stylischer aus, muss ich zugeben, doch ich habe mich in diesem Fall gegen den Trend und für den Tragekomfort entschieden. Mein Grasser Kleid hat einen 4 cm breiten Beleg, den ich selber gezeichnet habe. Ich trage das Kleid richtig oft und habe das Weglassen des Rollkragens nie bereut. Wer am Hals weniger empfindlich ist, dem würde ich aber auf jeden Fall zum Originalkragen raten, weil einfach trendy!

Das Outfit verlinkt

Schnittmuster Kleid: Grasser Patterns Nr. 726

Roter Jersey (Baumwoll-Polyester Gemisch): Die Stoffschwester

Blaues Tuch: Geschenk aus Russland

Blaue Handschuhe: selber genäht und in diesem Blogpost vorgestellt.

Ich hoffe, ich habe euch Lust gemacht auf neue Schnittmuster!

Liebe Grüße und bis bald

Juli