Burda Shirt 2/2020 #119 und das Lockdown-Shooting
Warum ich an diesem seltsamen Wochenende Fotos für den Blog machte statt Klopapier zu kaufen
In meiner Galerie habe ich noch einige gute Fotos von interessanten Kleidungsstücken, die es nie auf meinen Blog geschafft haben. Das Burda Shirt, das ich heute vorstellen möchte, ist immer noch aktuell und schön, und es gibt eigentlich keinen Grund, es hier nicht zu zeigen. Gleichzeitig hatte ich ein seltsames Gefühl, als ich die Fotos von vor fast einem Jahr wieder herausgekramt und bearbeitet habe…
Ich habe das Shirt irgendwann im Februar 2020 genäht und es war von Anfang an geplant, dass wir die Fotos für den Blogartikel im Urlaub machen. Der Urlaub drohte zwischendurch ins Wasser zu kippen… Nein, nicht wegen dem neuartigen Virus, das seit etwa Mitte Februar in allem Munde war, sondern wegen der „alten“ Grippe (Influenza Typ A), mit der wir uns alle in der Familie Anfang Februar angesteckt hatten. Anfang März hatten wir, also mein Sohn und ich, immer noch mit Komplikationen der Grippe zu kämpfen, waren aber nach mehrwöchigen Antibiotika-Kuren soweit hergestellt, dass unsere betreuenden Ärzte das Okay gaben, ja sogar eine Empfehlung aussprachen, dass wir in die Berge fahren sollen.
Alles ganz normal
Ich war glücklich, als wir am 9. März im Hotel angekommen waren. Zuerst wollte ich mir natürlich die Zeit geben, noch etwas fitter zu werden, aber danach wollte ich Schwimmen gehen drinnen und draußen, in die Sauna, ins Dampfbad, Rodeln gehen, Massage, Yoga und Pilates machen, vielleicht sogar Skifahren oder Langlaufen, am Tag alle Kinderaktivitäten mit meinem Sohn und am Abend Cocktails in der Bar probieren. Wir hatten 13 Tage gebucht, also würden wir genug Zeit für alles haben.
Die ersten Tage waren bereits etwas seltsam aber schön. Mein extrovertiertes Kind war glücklich im Kinderbereich angekommen. Tagsüber war er sehr beschäftigt und nachts schlief er tief und fest zum ersten Mal freiwillig in eigenem Zimmer. Das heißt, auch ich schlief zum ersten Mal seit über zwei Jahren „alleine“ und es tat gut. Ich wurde wieder gesund.
Ich ärgerte mich nur über mich, dass ich immer wieder Nachrichten gescrollt habe, anstatt endlich die schöne Literatur zu lesen, die ich mitgenommen hatte. Denn egal, was mittlerweile in der Welt passierte, es war nicht mehr aufzuhalten. Und wir waren schon hier, in unserem so dringend gebrauchten Urlaub und atmeten die heilsame Bergluft.
Eine Freundin schickte mir Nachrichten von ihrer Freundin in Norditalien. Den Screenshot von dem amtlichen Dokument, ohne dem die italienische Freundin ihr Haus nicht verlassen durfte. In den Medien kamen die ersten Meldungen über die „Hamsterkäufe“, erste Fotos von leeren Regalen in den Supermärkten. In der Nachbarschafts-Whatsapp-Gruppe wurde eine Tauschbörse für Germ (vielleicht noch etwas?) eingerichtet. Warum ausgerechnet Germ und Klopapier, fragte ich mich. Ich weiß es bis heute nicht.
Hier in den oberösterreichischen Bergen war alles normal. Die Zahl der Infizierten wuchs schneller als in den östlichen Bundesländern. Die heilsame Bergluft verkehrte sich wohl für einige ins Gegenteil. Die Skipisten waren voll, das Wetter fast durchgehend ein Traum. Das Frühstücks- Mittags-, und Abendbuffet waren gewohnt üppig, verschwenderisch und einfach gut. Nun schickten auch die Nachbarn von der Whatsapp-Gruppe Fotos von den leeren Supermarkt-Regalen in Wien.
Eine Bekannte schrieb mir: hast du schon alles eingekauft? Die Supermärkte werden gestürmt! Nein, schrieb ich, unser Kühlschrank zu Hause ist absolut leer, bis auf eine Flasche Gin, ein paar Zwiebeln und eine Dose Thunfisch. Wir sind nämlich im Urlaub. „Wie kann man JETZT auf Urlaub fahren?!“ schrieb die Bekannte. Ich schämte mich.
Ab Montag ist alles zu!
Dann kam die Pressekonferenz am Freitag, dem 13.
Nach dem Wochenende soll alles geschlossen werden, also Kindergärten, Schulen und Restaurants. Und Hotels? Keine Angabe. Es klingt so absurd, dass wir uns das extra gefragt haben damals. Jetzt, 11 Monate später, kommt mir das einfach skurril vor. Aber damals war die Situation so neu… und auch absurd. Wir wussten es wirklich nicht.
Mein Mann geht noch ein letztes Mal Skifahren, bevor die Skipisten zumachen. Auch wenn er mir nicht glaubt, dass sie tatsächlich geschlossen werden. Ich gehe zu einer Yogastunde. Wir sind nur zu viert dort. Sind es bereits die neuen Verordnungen? Ich weiß es nicht mehr. Am Ende der Stunde sagt der Yoga-Lehrer: „Du bist zum ersten Mal bei mir in der Stunde, gerade erst angekommen?“ Ich sage, nein, aber jetzt bin ich endlich dazu gekommen, Yoga zu machen und möchte dran bleiben. „Komm morgen in meine Stunde um neun, da habe ich was Cooles für euch vorbereitet!“ – „Auf jeden Fall!“ sage ich.
Nur zwei Stunden später, auf dem Weg zum Abendessen, möchte ich mich an der Rezeption für die Yogastunde morgen um neun anmelden. Die Yogastunden finden aber nicht mehr statt, der Yogalehrer sei abgereist. Alle Gruppenaktivitäten wurden abgesagt.
Am nächsten Tag sind die Skipisten gesperrt. Was machen Hotelgäste in einem Skigebiet, wenn sie nicht mehr Skifahren können? Sie gehen schwimmen und in die Sauna. Wir überlegen ein paar Stunden, ob wir auch in die Schwimmhalle gehen sollen. Wäre schön, aber es sind bereits so viele Menschen dort! Wir überlegen so lange, bis das Schwimmbad und der Wellness-Bereich auch geschlossen werden.
Ich packe meinen Koffer
Ich gehe unsere Sachen packen. Es sind gar nicht so wenige, für drei Personen und fast zwei Wochen abwechslungsreiches Programm. Denn wie soll es hier weiter gehen? Was hat es für einen Sinn? Wir waren nur fünf Tage da.
Ich überlege, was wir noch machen könnten. Fotos mit dem Leo-Pulli haben wir zum Glück schon gemacht, ein anderes Outfit möchte ich nicht mehr fotografieren. Mit meiner momentanen Stimmung wird das nichts. Ansonsten haben wir die wenigen Tage Urlaub genossen, wo gut es ging, und alles gemacht, was möglich war… bis auf eine Massage!
Ich habe noch keine Rückenmassage gemacht, sage ich. „Dann geh und buche dir eine“, sagt mein Mann. „Dann werden wir auch wissen, ob das Hotel tatsächlich vorhat, zu schließen, denn wenn ja, bekommst du für morgen keinen Termin.“ Sehr plausibel! Ich gehe hinunter und bekomme einen Termin. Am Montag, 16.3.2020 um 15:00.
Beim Abendbuffet sehen wir, dass viele Familien bereits abgereist sind, aber es sind auch richtig viele noch da. Unser Sohn rennt glücklich herum, aber uns macht es keinen Spaß mehr. Wir beschließen, am nächsten Tag zu fragen, ob wir früher abreisen können ohne den vollen Aufenthalt bezahlen zu müssen.
Montag, der 16.3.
Am nächsten Morgen ist das Wetter wieder unverschämt und unbeeindruckt traumhaft schön. Wir gehen erst mal spazieren und bewundern die menschenleeren schneebedeckten Berghänge. Dann soll unser Kind ein wenig schlafen vor dem Mittagessen. Kaum im Zimmer zurück, kriegen wir aber schon einen Anruf. Der Hotelangestellte klingt, als würde er ein sehr unangenehmes Gespräch erwarten.
„Ich melde mich von der Rezeption. Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass wir schließen. Sie müssen das Hotel innerhalb von einer Stunde verlassen. Sie bezahlen selbstverständlich nur den tatsächlich konsumierten Aufenthalt.“ -„Okay“, sage ich. – Pause. – „Wollen Sie noch bei uns im Restaurant zu Mittag essen oder sollen wir Ihnen eine Lunchbox packen?“ – „Eine Lunchbox, bitte“, sage ich. Ich will einfach nur nach Hause.
Wir verlassen das Hotel selbstverständlich nicht innerhalb von einer Stunde. Es sind über 400 Gäste, die diese Info zeitgleich mit uns bekommen haben. Als wir runter kommen, steht eine große Schlange vor der Rezeption, eine Frau weint bitterlich. Sie ist soeben aus Norddeutschland angekommen, und hat die ganze Nacht am Steuer verbracht. Sie tut mir unglaublich leid. Trotzdem sage ich zu meinem Mann leise irgendwas über die Wichtigkeit von Nachrichten in diesen instabilen Zeiten und wir gehen ins Hotelrestaurant.
Danach war alles easy. Wir aßen so viel wir konnten, weil ich riesige Staus auf der Autobahn erwartete. Beim Check-Out bekamen wir ein großes Lunchpaket und fuhren los. Das Kind war in der selben Sekunde eingeschlafen. Alle Straßen waren frei, wir hielten kein einziges Mal an. Rund vier Stunden später waren wir zu Hause.
Es war der erste Tag des ersten Corona-Lockdowns in Österreich.
Ein paar Worte noch… zum Schnittmuster von Burda 2/2020 #119
Das hier ist immer noch ein Nähblog, dann mal los.
Das Schnittmuster ist wirklich super einfach und schnell genäht, eigentlich ein perfektes Last-Minute-Projekt für einen Winterurlaub. Damit der Pulli so cool ausschaut, wie er soll, sollte man auf jeden Fall einen Stoff mit viel Stand nehmen.
Die Stoffempfehlung ist Jersey, aber ich habe einen nicht-dehnbaren Stoff genommen und war sehr zuversichtlich, dass es klappt, so war es denn auch. Ich habe nur in der Rückenmitte eine Naht eingefügt und einen kurzen Reißverschluss reingebastelt, damit ich leichter rein und rauskomme.
Statt dem hohen Kragen habe ich einen Beleg gemacht, wie immer… Halsnahe Krägen sind einfach nicht mein Ding, aber ich bewundere sie immer an anderen.
Ziemlich unpraktisch finde ich die kurzen weiten Ärmel in Verbindung mit dem warmen Stoff. Zum Glück habe ich einige langärmliche Shirts, die farblich perfekt passen und die ich immer darunter anziehe. So ist es doch ein Kleidungsstück geworden, dass ich oft trage… Nicht zu oft, denn der Pulli ist sehr markant! Jedes Mal, wenn ich ihn trage, werde ich auf die Katzen angesprochen 🙂 Sie sind aber auch zu süß!
Hier ist der Link zum Schnittmuster. Echte Empfehlung, ich glaube, es bleibt nicht bei diesem einen Pulli bei mir.
Den Stoff habe ich im Januar 2020 hier gekauft, das war ein reduziertes Reststück. Mein Mann hat bis zuletzt nicht geglaubt, dass ich ihn tatsächlich kaufe, reduziert hin oder her :)) Aber den fertigen Pulli findet auch er toll!
Das wars für heute, bleibt gesund und bis zur nächsten Woche. Ich hoffe, ich habe euch heute nicht gelangweilt, aber die Katzenpulli-Fotos sind für mich so untrennbar mit dieser einen seltsamen Woche verbunden…
Liebe Grüße
Juli