Grauer Wollmantel graue gestrickte Handschuhe grünes russisches Tuch
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Ich habe einen Mantel genäht! Burda Wollmantel 1/2020

Das Nähprojekt, das ich heute vorstelle, ist irgendwo eine Fortsetzung der Geschichte meines letzten Blogbeitrags: Leo-Shirt und das Lockdown-Shooting. Als wir nach unserem kurzen Urlaub zurückgekehrt waren, fing für unsere kleine Familie eine ziemlich harte Zeit an. Ich muss nichts weiter dazu sagen, ich denke, alle berufstätigen Menschen mit kleinen oder auch größeren Kindern werden sich noch gut an März und April 2020 erinnern.

Dennoch habe ich es irgendwie geschafft, im Laufe von diesen zwei Monaten immer wieder irgendwie an dem Mantel zu basteln und Anfang Mai hatte ich ihn schließlich fertig. Vermutlich habe ich in dieser aufwühlenden Zeit die ruhige Beschäftigung mit meinen Händen genau so dringend gebraucht, wie ich Schlaf, frische Luft und viele intensive Gespräche mit meinem Mann gebraucht habe. Auch wenn für all das eigentlich keine Zeit da war.

Wollmantel Schnittmuster Burda mit seitlichen Eingriffstaschen

Der 700 Euro Mantel

Die Idee zu diesem Mantel ist mir im Februar 2020 gekommen, als mein Mann und ich die letzten Besorgungen für unseren Winterurlaub im März machten. Er brauchte eine neue Badehose – also probierte ich in einem großen Kaufhaus etliche leichte Frühlingsmäntel an (logisch, oder?). Sie waren alle aus reiner Wolle, hell oder dunkel, von neutraler Farbe, relativ weit geschnitten, oft ohne Verschluss und ungefüttert. Ich war begeistert. So einen Mantel habe ich noch nie gehabt – und er würde so toll in meine Garderobe passen! Die Mäntel sahen alle gut an mir aus.

Aber – ich musste es einsehen, obwohl ich am liebsten gleich dort auf der Stelle einen Mantel gekauft hätte – es musste nicht sein. Ich hatte schon drei Mäntel, einer davon ganz neu. Ich bin eine Frostbeule, daher haben Mäntel bei mir eine nur kurze Tragedauer im Jahr. Es muss exakt 9 bis 14 Grad haben. Fällt die Temperatur darunter, ist mir eine Daunenjacke lieber. Wird es wärmer, steige ich auf eine Windjacke oder einen Trenchcoat um. Und das letzte Argument – die Mäntel kosteten alle zwischen 700 und 900 Euro. Reine Wolle, ein trendy Schnitt und Saisonbeginn. Ist klar.

Outfit: warmer Wollmantel und großes russisches Tuch aus Wolle
Ich halte hier eine russische Schale aus Holz mit Tee – den Tee sieht man leider nicht auf dem Foto ))

Wie gut, dass ich mich an dem Tag dagegen entschieden habe, einen Mantel zu kaufen! Das letzte Ding, das ich im ersten, zweiten, mittlerweile dritten Lockdown brauchen würde, ist ein heller 700 Euro Mantel. Wie gut, dass ich mich noch im Geschäft daran erinnert habe, zwei Meter grauer Wolle zu besitzen, die ich 2015 um 4 Euro pro Meter erstanden habe. Schön, dass ich ermutigt war, den Mantel nachzunähen, da ein ungefütterter verschlussloser Mantel doch nicht so schwierig zu machen sein kann.

Nun kann ich wirklich sagen – dieser Schnitt ist ein perfektes Mantel-Einsteiger-Projekt.

Wollmantel Ansicht hinten

Besser als das Original?

Der Schnitt war schnell ausgesucht, da ich die Zeitschrift Burda Style jeden Monat kaufe und gerade die neuen Schnittmuster gut im Kopf habe. Ich wollte mir ursprünglich nicht so viel Mühe geben und einfach eine Kopie der Mäntel nachnähen, die ich im Geschäft anprobiert habe, aber dann habe ich doch etliche Details optimiert und die Qualität auf ein anderes Level gebracht.

Das erste, was ich gemacht habe, nachdem der Mantel zugeschnitten war: ich habe etliche Meter Schrägband aus reiner Seide hergestellt. Die Nähte der Mäntel, die ich anprobiert habe, waren oft unversäubert. Beim Mantelstoff aus Wolle ist es durchaus legitim, da er nicht ausfranst und ein Mantel nicht oft gewaschen/gereinigt wird. Trotzdem wollte ich ein schöneres Finish bei meinem Projekt und beschloss, die offenen Kanten mit der Hong Kong Naht zu versäubern, wie bei diesem Rock.

Gefütterte Ärmel und Nahtverarbeitung
Hong Kong Finish und gefütterte Ärmel

Auch habe ich die Ärmel gefüttert. Ich trage oft Blazer und kastige Pullover mit weiten Ärmeln, Ärmelfutter im Mantel macht das Anziehen viel angenehmer.

Ich hatte noch genug Seide, um sie auch für die seitlichen Eingriffstaschen zu verwenden. Das macht sie sicherlich nicht extra robust, aber wie schon oben erwähnt, trage ich einen Übergangsmantel nicht extrem oft, noch dazu, da ich ja mehrere habe. Ich achte einfach immer darauf, das Handy nicht in die Seitentasche zu geben. Dafür fühlt es sich sehr angenehm an, wenn ich die Hände in die Taschen gebe, und edel sieht das Futter auch aus!

Die Eingriffstaschen des Wollmantels sind mit Seide gefüttert
Die Eingriffstaschen sind mit Seide gefüttert – kennt übrigens jemand diesen gierigen Raben? ))

Die schwarze Seide mit dem Vacheron Constantin Logo sowie der blaue Polyesterstoff für das Ärmelfutter waren sehr günstige Reststücke, die ich vor Jahren in Paris gekauft habe (damals hatte ich noch wenig Näherfahrung und traf dementsprechend seltsame Kaufentscheidungen). Das bedeutet, alle diese Extras haben nicht wirklich etwas zum Preis des Mantels beigetragen. Ich schätze die Gesamtkosten großzügig auf etwa 20 Euro.

Außerdem habe ich drei Gürtelschlaufen zugeschnitten und angenäht (man sieht sie auf einigen der Fotos), somit kann ich den Mantel mit Hilfe von einem Gürtel von meinem Mann auch geschlossen tragen. Der Mantelstoff selbst erschien mir zu dick, um daraus einen Gürtel machen zu können.

Outfit: Mantel und Rock aus leuchtendem Trachtenstoff, beides selbst genäht. Dazu trage ich ein großes russisches Tuch

Auch im Winter möglich

Meine Intention war ganz klar, einen Übergangsmantel zu nähen. Mittlerweile habe ich den Mantel auch bei +1 bis 3 Grad Celsius getragen, und auch das hat funktioniert. In diesem Fall ziehe ich eine leichte sportliche Windjacke darunter an, die ich sonst zum Bergwandern im Sommer und zum Laufen im Herbst trage. Diese Extraschicht schützt gut vor Wind. Und wenn ich ehrlich bin, schützt ein dicker Wollstoff auch viel besser vor Kälte als die Woll-Viskose-Baumwoll-Leinen-Gemische meiner gekauften Mäntel.

Natürlich pillt ein Wollstoff auch viel mehr als die Viskose-Baumwoll-Poly-Gemische. Auf manchen Fotos sieht man den Pilling-Effekt sogar ganz gut, da ich den Mantel in diesem Jahr richtig oft getragen habe.

Mein Mann hat seit 7 Jahren eine gekaufte Jacke aus genau demselben Wollstoff (es könnte sein, dass es tatsächlich exakt derselbe ist, denn meine Wolle habe ich bei einem Händler erstanden, der Restbestände aus Textilfabriken in ganz Europa aufkauft). Somit habe ich Erfahrung damit und rasiere seine Jacke einmal im Jahr, dann sieht sie wieder gut aus. Und er hat kein Problem damit, die ebenfalls ungefütterte Jacke auch im tiefsten Winter zu tragen! Just sayin…

Gesamtes Outfit mit Wollmantel, Trachtenrock, russischem Tuch und hohen Stiefeln

Das Gesamtoutfit

  • Mantel: Schnittmuster Burda 1/2020
  • Grauer Wollstoff: Textil Müller Kritzendorf
  • Rock aus Trachtenstoff (Quelle Komolka): 2016 genäht, viel getragen, nie verbloggt. Seit der Schwangerschaft ist er auch ein wenig zu klein geworden… Der Rock schreit für mich Mitte der Zehner-Jahre, ich denke, es wird nie einen extra Blogbeitrag dazu geben.
  • Russisches Trachtentuch und selbst gestrickte Handschuhe: Geschenk aus Russland von meinen Verwandten dort.

Liebe Grüße und bis bald

Juli

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Ein Kommentar

  • Twill & Heftstich

    Ein Hongkong Finish aus Seide! Sehr luxuriös. Überhaupt eine edle Kombination, Wolle und Seide, wie mir Dein Outfit insgesamt sehr gefällt. Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass meine selbst genähten Wollmäntel mehr wärmen als die Materialmischungen, die ich früher gekauft habe. Liebe Grüße Manuela

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