Ich nähe wieder Unterwäsche – Jordy Bralette
Endlich! Ich habe einen BH genäht! Okay, keinen richtigen Bügel-BH, sondern nur ein Bralette, aber das ist schon mal ein toller Anfang. Und wenn ich ehrlich bin, trage ich seit März 2020 wesentlich häufiger Bralettes als „richtige“ BHs… Ob es nur mir so geht?
Kennst du deine Größe?
Es gab eine Zeit irgendwann zwischen 2014-2016, da habe ich mich sehr für passende BHs und richtige Größen interessiert. Ich habe mich gut eingelesen und gut abgemessen und bin drauf gekommen, dass meine korrekte Größe 60D (28D) ist. Mein ganzes Leben lang habe ich 70A getragen… Oder sogar 75 A, weil die Unterbrustbandgröße 70 teilweise schwierig zu finden ist, aber das war stets eine schrecklich unbequeme Angelegenheit!
Ich war fasziniert und habe ein paar echt tolle, echt teure BHs aus UK bestellt. Ich werde mich immer an meinen ersten „richtigen“ passenden BH erinnern: der Cleo Panache Juna aus der Sommerkollektion 2014 mit pinken Flamingos! Leider leider musste er schon vor Jahren in den Ruhestand…
Ich hatte auch einen roten Cleo Panache BH, und einen schwarzen, und ich habe einen wundervollen BH von einer Firma in Deutschland bestellt, die es nur ein Jahr gegeben hat… Sie alle gibt es nicht mehr. Irgendwann hatte es wieder eingeschlichen, dass ich günstige Mass Market BHs (hello again, 70A!) und Bralettes kaufte, sobald ein Bedarf da war.
Die richtige, korrekte Größe zu tragen ist ein Segen und ich kann es jedem empfehlen! Ich habe viele Erfahrungen von Frauen gelesen, die erst mit der richtigen BH-Größe (nach einem professionellen „bra-fitting“) ihre jahrelangen chronischen Rückenschmerzen losgeworden sind. Mein Problem war aber, dass meine Randgröße in Europa sehr schwer zu finden ist. Ich war eine Zeitlang viel auf Shopping-Seiten aus UK und USA unterwegs. Ich fand Schnäppchen, rare Schätze aus seltenen Kollektionen, heiße Tipps aus einschlägigen Blogs… Ein richtiges Hobby, das in den Jahren 2016 und 2017 von meinem – aktuell immer noch Nummer 1- Hobby verdrängt worden ist – dem Nähen. Irgendwann kam noch der Kinderwunsch dazu, und ab da war ich schon gar nicht mehr gewillt, ab 45 Euro (plus Versand aus den USA) für einen BH auszugeben, von dem ich nicht wissen konnte, ob er in drei Jahren noch passt.
Einfach selber nähen
Wegen dieser Vorgeschichte war ich natürlich schon immer sehr interessiert am Thema „BHs nähen“. Mittlerweile gibt es richtig viele tolle Schnittmuster am Markt, die auch exotischere Größen in beide Richtungen abdecken. Jordy Bralette gibt es in den Größen von 26D (=55D im europäischen System, habt ihr so etwas schon mal in einem Geschäft gesehen?) bis 34 FF (75FF findet man auch nicht einfach so auf einem Intimissimi- oder H&M Ständer). Noch ein gutes Beispiel – ich möchte irgendwann unbedingt den Afia Exquisite Bra nähen. Den gibt es in über 90 Größen – verzeiht, dass ich an dieser Stelle nicht noch einmal genauer nachrechne! Irgendwo ist es ja auch verständlich – es muss ein riesiger Aufwand sein, die vielen Größen zu konstruieren – aber welcher Hersteller kann es sich leisten, 90 Größen von einem BH-Modell zu produzieren und zu vermarkten?
Es war für mich also klar, dass ich da irgendwann selbst Hand anlegen muss, wenn ich von einer vollen Schublade mit schönen Dessous in exakt meiner Größe träume. Es kamen bloß immer andere spannende Projekte dazwischen, weshalb sich die Umsetzung verzögerte. Schließlich kam meine Schwangerschaft, Stillzeit und ca. ein Jahr danach, bis ich endlich das Gefühl hatte, meinen Körper „von früher“ wieder zu haben.
Im Endeffekt waren es vermutlich die langen partyfreien Home Office Monate, die mich dazu brachten, endlich damit anzufangen. Schließlich waren Seidenkleider und schicke Röcke auf meiner Prioritäten-Nähliste irgendwo ganz unten gelandet. Ich wollte aber endlich wieder mal etwas richtig Schönes nähen und etwas anderes als Kinderjersey in den Händen halten (obwohl ich eigentlich sehr gerne für meinen Sohn nähe…).
Das Bralette Schnittmuster
Ich habe mich für den Beginn für das Jordy Bralette von Emerald Erin entschieden, es hätte aber auch ein anderes sein können. Meine Recherchen haben ergeben, dass auch der Watson Bra , das Mara Bralette und das Maris Bralette von Madalynne gute Optionen für eher kleine Brüste sind.
Ein Bügel-BH kam für den Anfang nicht in Frage. Mittlerweile habe ich bereits unterschiedliche Bügelformen und -Größen gehortet und warte nur auf den Zeitpunkt, an dem ich meinen ganzen Mut zusammen nehme und einfach los nähe!
Das Tolle an Jordy Bralette ist, dass man auch gleich die Option und Beschreibung für mit Laminat gefütterte Körbchen bekommt. Man muss sich das nicht erst im Internet zusammen suchen. Durch die beiden Optionen (Mesh-Futter oder Laminat-Futter) kann man im Endeffekt jeden Stoff verwenden, der gefällt, man muss nur das passende Innenleben aussuchen. Der schwarze Lycra-Stoff war sehr stark dehnbar, also musste er mit Laminat-Körbchen unterlegt werden.
Hat jemand von euch alten Hasen, äh Lesern, das babyblaue „Veloursleder“ erkannt? Das sind doch meine Handschuhe von 2017! Hier habe ich den Stoffrest verwendet, und es ist noch immer viel da, ein anderes BH-Modell geht sich auch noch aus! Irgendwelche Vorteile muss es bei meiner kleinen Größe ja geben…
Das Pseudo-Veloursleder ist relativ fest und formstabil, also habe ich dieses Bralette nur mit zartem Mesh in nude gefüttert.
Die Anleitung und meine Anpassung
Die Beschreibung der Zusammenstellung ist sehr ausführlich, sehr verständlich und gut bebildert. Die Bilder sind gezeichnet, und ich komme damit viel besser klar, als mit Fotos. Ich habe hier sehr viel gelernt, auch für meine nächsten BH-Modelle.
Die Größe habe ich ganz neu abgemessen und ermittelt, und laut der Anleitung wäre ich mehr 28DD zuzuordnen. Ich bin dann aber doch sicherheitshalber bei 28D geblieben, mit dem Ergebnis, dass ich doch oft das Gefühl habe, etwas größer wäre besser gewesen… ich fürchte, da hilft nur auszuprobieren, mit der Gefahr, dass die größere Version doch zu groß und nicht getragen wird…
Eine kleine, aber wesentliche Ergänzung, die ich auch meinen Lesern empfehlen würde: ich habe unter die Körbchen noch ein Band für Bügel aufgenäht, natürlich ohne Bügel drin. Viele meiner gekauften Bralettes mit einer guten Passform haben das auch. Ich denke das ist ganz wesentlich für die Stützkraft, wenn dieser Bereich stabil bleibt und nicht gedehnt werden kann. Wird das Band unter den Körbchen hingegen stark gedehnt, dehnen sich die Körbchen auch mit und die Form passt nicht mehr. Leider kann man das Band auf den Fotos nicht sehen, denn ich bin erst später beim Tragen drauf gekommen, dass ich das brauchen würde, damit das Bralette den ganzen Tag an Ort und Stelle bleibt. Das Bügelband habe ich bei allen drei Modellen nachträglich angenäht.
Ich bin wirklich zufrieden mit dem Schnittmuster und trage meine selbstgenähten Bralettes inzwischen oft (aber nicht zuu oft, solange ich nicht noch mehr aufgestockt habe! Ich weiß, wie schnell gute BHs abgetragen werden, wenn man nur wenige hat…). Ich würde am liebsten alle Schnittmuster ausprobieren und mindestens 20 neue BHs nähen! Wenn da nicht schon wieder neue Kleid-Schnittmuster… Zwei zerrissene Kinderpyjamas… und eine Einladung auf eine Hochzeit wären…